In den letzten Wochen haben wir uns viel mit Google Analytics 4 (GA4) und Universal Analytics (UA) beschäftigt, um dann zum Entschluss zu kommen, dass wir ab sofort ganz auf Google Analytics verzichten.
Klar, Google Analytics ist definitiv die am häufigst eingesetzte Besucheranalyse-Plattform auf dem Markt und auch der Funktionsumfang ist so immens, dass es Onlineseminare darüber gibt, die länger als 10 Stunden dauern. Aber nur weil ein Tool jeden Use-Case abdeckt, muss es für uns das Richtige sein? Was erwarten wir von einer Analyse-Software überhaupt? Welchen Preis möchten wir dafür zahlen und wie möchten wir das Tool einsetzen und nutzen? Ich habe für unsere Anforderungen verschiedene Kategorien definiert, um darauf im Folgenden detaillierter drauf einzugehen.
KOMPLEXITÄT
Unabhängig davon, was ein Tool mir für Funktionen bietet, möchte ich von einer Besucheranalyse in der Regel folgende Auswertung einsehen:
- Wie viele Besucher waren/sind auf meiner Webseite?
- Welche Unterseite wurde am meisten besucht?
- Von welcher Quelle kamen die Besucher?
- Welche Geräte werden am meisten benutzt (Desktop, Mobile, etc.)?
- Wie hat ein bestimmter Blogpost/eine bestimmte Unterseite performed?
- Aus welcher Region stammen die meisten Besucher:innen?
- Wie oft wurde ein definiertes Ziel erreicht?
- Wie lange sind Besucher:innen in der Regel auf meiner Seite?
Wenn ich mir anschaue was Google Analytics für ein Funktionsumfang bereitstellt, ist mir schnell klar, dass ich den Großteil davon gar nicht benötige. Ehrlich gesagt bin ich mit der Bedienung von GA auch häufig überfordert und finde mich nur selten zurecht. Ich finde das Dashboard unübersichtlich und weiß, dass viele Webseitenbetreiber:innen ähnliche Probleme damit haben und nur auf der Suche nach simplen Analysedaten sind.
In Anbetracht auf den Leistungsumfang der Analysesoftware ist mir klar geworden, dass wir lieber eine simple und übersichtliche Auswertung brauchen und auf die Komplexität von Google Analytics auch gar nicht zugreifen möchten.
ZUVERLÄSSIGKEIT
Von einem Analysedienst erwarte ich als aller erstes, dass dieser die Besucher:innen auf meiner zuverlässig erkennt. Die beste Auswertungsfunktion bringt mir nichts, wenn nicht der gesamte Traffic auf meiner Seite berücksichtigt werden kann. Das ist das größte Problem, welches der Einsatz von Google Analytics mit sich bringt: Es fehlen Userdaten. Und das nicht, weil der Dienst unzuverlässig ist, sondern weil manche Browser bzw. Browsererweiterungen das Tracking unterbinden oder Besuchende nicht die Zustimmung im Cookie Consent Banner erteilen. Weder Googles Universal Analytics, noch Google Analytics 4 dürfen ohne eindeutige Zustimmung der Besucher:innen die Nutzerdaten aufzeichnen. Auch wenn GA4 ohne Cookies die Besuchersession aufzeichnen kann, werden die Daten auf nicht europäischen Servern gespeichert und erfordern laut Datenschutzexpert:innen die Zustimmung.
Ich möchte davon ausgehen, dass die Zugriffszahlen meiner Webseiten auch tatsächlich stimmen, daher bin ich natürlich an einem Tool interessiert, welches auch alle Besucher:innen tracken kann.
DSGVO
Wie schon im vorherigen Abschnitt erwähnt, erhebt Google Analytics Daten der Nutzer:innen, welche auf Servern in den USA oder anderen nicht-europäischen Ländern gespeichert werden. Da Anfang letzten Jahres schon das Gerichtsurteil bzgl. der Google Fonts gefällt wurde, ist es mir besonders wichtig, dass ich mit den Daten von meinen Webseitenbesucher:innen vertraulich umgehe und alles nach den Vorschriften der DSGVO verarbeitet wird.
Beim Einsatz von Google Analytics übergebe ich alle Daten an einen Drittanbieter und habe selber keine Kontrolle über deren Weiterverwendung. Was Google damit macht, entscheidet Google und wie wir schon beim Thema Google Fonts erlebt haben, ist die Verantwortung davon eine Sache der Webseitenbetreiber:innen. Daher ist es uns wichtig, dass wir beim Besuchertracking die Daten auf eigenen Servern speichern können, die sich in Deutschland befinden und auf die niemand anderes Zugriff hat.
PAGESPEED
Ein ganz wichtiger Punkt unserer Entwicklungsphilosophie ist die Seitengeschwindigkeit. Wir achten sehr genau drauf, dass Dateien nur dort laden, wo sie auch wirklich gebraucht werden. Dass wir bisher allein für’s Tracking eine JavaScript Datei von 50kb (Google Analytics 4) bzw. 80kb (Universal Analytics) einbinden mussten, hat mich immer schon gestört. Klar gibt es Möglichkeiten, die JavaScript Ausführung zu verzögern, aber ich habe mir immer gewünscht, dass ich eine reduzierte JavaScript Datei einbinden kann, die nur das trackt, was ich auch benötige. Mit Google Analytics hat das leider nicht funktioniert.
PREIS
Yay, Google Analytics ist kostenlos (mit Ausnahme auf Google Analytics 360)! Und trotzdem zahlen wir alle den Preis dafür. Denn Google profitiert von unseren Besucherdaten, um eigene Dienste verbessern zu können. Sofern in den Analytics Einstellungen die Datenfreigabe aktiviert ist, kann Google die Daten benutzen, um Nutzer und gezielt mit Werbung anzusprechen. Dazu steht in den Datenschutzbestimmungen:
Die durch Websites und Apps übermittelten Informationen verwenden wir zur Bereitstellung, Betreuung und Verbesserung unserer bestehenden Dienste, zur Entwicklung neuer Dienste, zur Messung der Effektivität bestimmter Werbung, zum Schutz vor Betrug und Missbrauch sowie zur Personalisierung von Inhalten und Werbeanzeigen, die Sie sowohl bei Google als auch auf unseren Partner-Websites und ‑apps sehen.
Den Preis dafür zahlen also in erster Linie die Besucher:innen der Webseite. Gleichzeitig ist dass aber auch der Preis, um keine Kontrolle über die Daten und den Serverstandort zu haben.
Was bleibt uns denn dann noch übrig?
Vieles.
In den letzten Jahren wurden immer mehr Analysetools entwickelt, welche die Probleme mit Google Analytics erkannt haben und seitdem versuchen vieles davon anders zu machen. Gerade Open Source Projekte sind in meinen Augen vielversprechende Alternativen, um im Hinblick auf DSGVO sichergehen zu können, dass alles konform getrackt wird.
Es würde die Länge des Beitrags sprengen, jetzt auf alle Alternativen im Einzelnen einzugehen, deshalb sind hier meine drei getesteten Tools, die Anstelle von Google Analytics eingesetzt werden können und so gut wie alle Kritikpunkte dieses Beitrags berücksichtigen und besser machen:
Unser Favorit: Plausible
Obwohl Matomo als auch Fathom alle uns wichtigen Analysefunktionen abdecken, ist unser Lieblingstool mittlerweile Plausible geworden.
Es gibt die Möglichkeit Plausible Cloud zu verwenden und für eine kleine Gebühr ohne eigene Server auf eine DSGVO konforme Trackinglösung zugreifen zu können. Zusätzlich gibt es aber auch in derem GitHub Repository den Zugriff auf den gesamten Quellcode, um selber die gesamte Anwendung zu hosten.
Wir haben einen eigenen Server dafür konfiguriert, der die Besucherdaten unserer Kunden auswertet. Das Ganze funktioniert komplett ohne Cookies und braucht keine vorherige Einwilligung der Besucher:innen. Alle Daten sind nicht für Drittanbieter einsehbar und die eingebundene JavaScript Datei ist nur 1kb groß. Natürlich ist der Funktionsumfang nicht mit Google Analytics vergleichbar, aber wir haben die Möglichkeit eigene Ziele zu definieren und auf alle Werte zuzugreifen, die uns für eine Auswertung der Webseite wichtig sind. Zusätzlich lässt sich die Search Console integrieren und es wird auch eine API Schnittstelle zur Verfügung gestellt, um eigene Anwendungen zu entwickeln.
Es ist simpel. Und zwar so simpel, dass alle Kunden das Tool benutzen können, ohne sich lange damit zu beschäftigen. Wir haben Google Analytics bisher nicht vermisst, sondern sind froh, dass wir eine Alternative gefunden haben, mit der wir uns wohlfühlen und die wir mit wirklich gutem Gewissen auch weiterempfehlen können.
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